Schutz vor bleibenden Hirnschäden

Herzfehler können die Durchblutung und somit die Sauerstoffversorgung im Gehirn beeinträchtigen. Um Hirnschäden zu vermeiden, muss der Sauerstoffgehalt ständig überwacht werden. Neue Forschungsergebnisse stimmen zuversichtlich, dass es dazu keines operativen Eingriffs mehr bedarf.

Projektort:
Deutsches Herzkompetenz Zentrum am Universitätsklinikum Tübingen 

Zeitplan:
1 Jahr

Projektleitung:
PD Dr. Michael Hofbeck,
Dr. Felix Neunhoeffer

Fördervolumen:
64.000 €

Die "cerebrale Autoregulation" muss pausenlos überwacht werden

Oft macht nicht nur der Herzfehler den kleinen Patienten zu schaffen. Komplexe angeborene Herzfehler und deren Therapie beeinflussen die Durchblutung und damit die Sauerstoffversorgung des Gehirns in vielen Fällen erheblich. Bleibende Schäden sind die Folge: Die geistige Entwicklung des Kindes kann nachhaltig verzögert werden.

Wichtig für eine normale Blutversorgung des Gehirns – besonders vor, während und nach einer schweren OP - ist die Aufrechterhaltung der sogenannten „cerebralen Autoregulation“. Unser Gehirn reguliert die eigene Durchblutung weitestgehend selbst, hält den Blutfluss stabil. Jede OP bedeutet Stress und damit auch mehr Belastung für die Durchblutung und das Gehirn. Die bestmögliche Unterstützung der cerebralen Autoregulation – besonders bei der Durchblutung des Gehirns unter Verwendung von Herz-Lungen-Maschinen – ist immens wichtig.

„Erste Ergebnisse zeigen, dass der Ideal-Blutdruck individuell und vom klinischen Zustand des Kindes abhängig ist und die bisher publizierten Zielblutdruckbereiche insgesamt zu niedrig angesetzt sind.“

Dr. Felix Neunhoeffer

Eine Sonde auf der Stirn ersetzt die Operation

Mit dem Messgerät „Oxygen to see“ – eine Sonde, die auf dem Kopf des Kindes befestigt wird – wird unseren Kinderherz-Spezialisten eine Messung ohne zusätzlichen operativen Eingriff ermöglicht. Dadurch kann die absolute Sauerstoffsättigung, die relative Menge des roten Blutfarbstoffs (Hämoglobin) im Gewebe sowie die Durchblutung der kleinsten Gewebemengen bestimmt werden. Dafür wird Infrarotlicht eingesetzt und je nachdem, ob das Licht auf rote Blutkörperchen trifft oder auf Sauerstoff, ergeben sich unterschiedliche Werte, die von den Ärzten interpretiert werden können. Ein wichtiger Schritt, denn diese Faktoren sind direkte Parameter der Hirngewebedurchblutung. Anhand dieser Techniken soll die cerebrale Autoregulation kontinuierlich und non-invasiv gemessen werden.

Im Jahr 2020 konnte bereits ein drittes gebrauchtes NIRS-Gerät zur Messung der Sauerstoffsättigung im Gehirn angeschafft werden und damit eine dritte Autoregulations-Messeinheit, bestehend aus NIRS Gerät, Data Logger, Laptop und Software aus Cambridge, zusammengestellt werden. Diese Messeinheit erlaubt es, mehr Kinder zu überwachen und so den Erkenntnisgewinn zu beschleunigen. Dann wird der Start in eine unbeschwerte Zukunft für unsere kleinen Herzhelden leichter.

Prof. Hofbeck (r.) und Dr. Neunhoeffer sprechen über Ergebnisse …

... und welche Vorteile die Sonde für die Entwicklung der Herzkinder hat.

Hirnfunktionen zu überwachen  ohne chirurgischen Eingriff ...

... und in der ärztlichen Routine zu implementieren, das ist das Ziel.

Durch nicht-invasive Messung der cerebralen Autoregulation zu einer passgenauen medizinischen Behandlung

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Sensors zur Messung und Auswertung der Daten

Komplexe Operationen am Herzen unter Verwendung der Herz-Lungen-Maschine sollen für unsere kleinen Patienten noch schonender gestaltet werden. Durch eine Optimierung der Intensivtherapie nach einer Operation sollen Schäden am kindlichen Gehirn so weit wie möglich vermieden werden.

Die Erkenntnisse aus den Messdaten werden zu einer Individualisierung der Kinderintensivmedizin und zu einer qualitativen Verbesserung der Versorgung von Kindern mit angeborenen Herzfehlern führen. Die nicht-invasive Messung der cerebralen Autoregulation ermöglicht den Weg zu einer passgenauen medizinischen Behandlung.

 

„Mit dieser Studie wird an die bisherigen Untersuchungen auf diesem Gebiet angeknüpft und eine bestehende Lücke geschlossen, da nicht nur bestimmt werden kann, wie viel Blut das Gehirn erreicht, sondern auch Aussagen über die Qualität der Sauerstoffversorgung und die Funktion der Durchblutungsregulation des Gehirns getroffen werden können.“ 

 Prof. Dr. Hofbeck

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Update: Inzwischen ist es den Ärzten gelungen, in den kritischen Phasen der Behandlung auf der Intensivstation und im OP individuelle Blutdruckgrenzen und den optimalen Blutdruck individuell für jedes Kind in Echtzeit zu bestimmen. Die Therapie wird entsprechend angepasst, um dem empfindlichen Gehirn eine optimale Durchblutung und Sauerstoffversorgung zu gewährleisten.

Ausblick: In den nächsten Wochen werden die Steuerungsvorgänge der Autoregulation bei Säuglingen mit nur einer Herzkammer, die sich von denen mit zwei Herzkammern unterscheiden, untersucht. Dies beinhaltet nicht nur Kinder nach der Norwood-Operation, sondern auch Kinder nach Glenn- und Fontan-Operation. Digital basierte Strukturen zur Beurteilung der neurologischen mittel- und langfristigen Entwicklung werden derzeit aufgebaut.

Anhand der Parameter der autonomen Regulation können frühzeitig beginnende Infektionen, Herzversagen, sich anbahnende Herzrhythmusstörungen oder andere Komplikationen erkannt werden. In Zusammenarbeit mit der Abteilung für pädiatrische Neurochirurgie werden  zusätzlich Strukturen aufgebaut, um auch die autonome Regulation der Kinder zu untersuchen.

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Roland Marzoch
Projektleitung Förderbereiche und Spenderkommunikation

Kompaktinfos

Die Projektskizze „Hirnschäden vermeiden“ gibt Ihnen einen groben Überbllick über das Forschungsprojekt.

Im Förderbericht „Tübingen Autoregulation“ haben wir alles Wissenswerte für Sie zusammengefasst und die bisherigen Ergebnisse gesichert.

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