Familienorientierte Versorgung: Eltern in die Behandlung ihrer herzkranken Kinder einbeziehen

Das Herz- und Diabetes-Zentrum in Bad Oeynhausen klärt auf

Was sind die Hintergründe des Projekts und wo gibt es in Deutschland aktuell Defizite?

Der Hintergrund ist, dass Eltern immer wieder das Gefühl haben, Ihre Kinder nicht ausreichend begleiten zu können. Die Sorge um die notwendige Unterstützung ruft Unsicherheit und Ängste hervor. Daher ist das Einbeziehen der Eltern und Vertrauenspersonen während des Behandlungsprozesses besonders wichtig. Es gibt bereits Untersuchungen darüber, dass dieses auch den Genesungsprozess verbessert. Allerdings ist die Betreuung der Eltern zusätzlich zu den Patienten aufwendiger und bedarf einer zusätzlichen Ressource für Unterbringung und Versorgung.

Darauf sind die Krankenhäuser aber weder räumlich noch personell ausreichend gut vorbereitet. Die Integration der Familie muss verbessert werden, und auch die Ressourcen sowie das Personal müssen dafür geschaffen werden. Vor allem auf der Intensivstation wird dieses Konzept bisher gar nicht umgesetzt, so dass die Eltern diese ohnehin schwierige Zeit immer wieder als besondere Last empfinden.

Was versprechen Sie sich von der Verbesserung der Erkenntnisse?

Wir möchten in einem ersten Schritt herausfinden, wie zufrieden die Familien auf der Intensivstation sind, um gegebenenfalls Maßnahmen zur Verbesserung ergreifen zu können. Hierfür geben wir den Eltern Fragebögen und dokumentieren die Anwesenheit auf der Station. Diese Fragebögen messen ihre Zufriedenheit mit der Versorgung auf der Intensivstation. Zusätzlich geben wir den Familien Fragebögen zu ihrem Wohlbefinden und zum Wohlbefinden ihres Kindes sowie zu allgemeinen Informationen.

Profitieren die kleinen Patienten auch direkt?

Wenn die Eltern und weitere Familienangehörige ein gutes Gefühl haben, sie aktiv in den Behandlungsprozess eingebunden werden und so eigene Ängste und Sorgen abbauen, dann profitieren auch die kleinen Patienten davon. Wir möchten ein Umfeld schaffen, in dem sich die Eltern mit ganzer Kraft und Energie der Fürsorge und Unterstützung der Herzkinder widmen können. Das macht sie als Unterstützer der kleinen Patienten effektiver. Dieses Vorgehen muss mit der pflegerischen und ärztlichen Behandlung koordiniert werden. Besondere Schritte können dann ggf. auch zusammen mit den Eltern gestaltet werden. Hier zählt das Konzept: „Happy parent`s, happy patient“.

Wo sehen Sie Ansatzpunkte konkret in Ihrer Klinik, die Familien besser einzubeziehen?

Die Eltern haben immer ein ungutes Gefühl, wenn sie nur kurz vor Ort sind oder nicht alle möglichen Informationen bekommen. Daher ist die verbesserte Integration der Eltern in den Behandlungsprozess unser Hauptziel. Wir wollen uns auf diesem Gebiet stetig verbessern. Daher ist zusammen mit der Pflege, den Psychologen und Ärzten ein gemeinsames Konzept zielführend, welches die bessere Integration der Eltern verfolgt.

Konkret bedeutet das unter anderem, die Eltern-Kind-Einheiten auf der Normalstation auszubauen und Eltern verstärkt Möglichkeiten zu geben, ihr Kind auch auf der Intensivstation eng zu begleiten. Darüber hinaus wollen wir mit dem Projekt mehr Rückzugsmöglichkeiten für die Familien schaffen und ihnen Informationen zum aktuellen Behandlungsstand ihres Kindes zielgerichtet zukommen lassen. Dies ist verbunden mit ggf. zeitaufwendigen Gesprächen und Feedback-Systemen, welche nur mit einer ausreichenden Personalstruktur und entsprechenden Ressourcen umgesetzt werden können.

Was ist Ihr Ziel bei der Verbesserung familienorientierter Versorgung?

Im ersten Schritt wollen wir trotz bisheriger Erfahrungen von den Eltern wissen, wo sie die Probleme sehen. In einem weiteren Schritt erst können wir die Veränderungen und Anpassungen durchführen. Die Besonderheit der COVID-Pandemie soll auch noch betrachtet werden. Denn wir geben uns stets besondere Mühe, die Familien und Eltern trotz der Pandemie weiterhin als Unterstützer vor Ort zu haben. Das war organisatorisch eine große Herausforderung und nur mit zusätzlichen Schritte, wie Testen, Hygiene und gesonderte Maßnahmen möglich umzusetzen. All das hat  natürlich einen Einfluss auf die organisatorische Struktur. Dennoch werden wir auch weiterhin überlegen, was wir zukünftig noch besser machen können.

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