Alles begann mit einem Forschungsaufenthalt: Vor etwas mehr als zehn Jahren war Annette Wacker-Gußmann als Wissenschaftlerin zu Gast an den Universitäten Milwaukee und Madison, Wisconsin, USA. Dort lernte sie die Pionierarbeit der fetalen Magnetkardiographie in einem der größten Zentren der USA kennen. Mit dem Untersuchungsverfahren, so zeigten ihr Kollegen vor Ort, könne man nicht-invasiv und rein passiv Herzprobleme bei Kindern im Mutterleib diagnostizieren und beispielsweise auch das Risiko für den plötzlichen Herztod der Allerkleinstenreduzieren. „Das hat mich tief beeindruckt“, erinnert sich Wacker-Gußmann. „Denn bis heute ist es nicht immer möglich, vor der Geburt ein einfaches Elektrokardiogramm aufzuzeichnen, wie es die meisten Menschen vom Hausarzt kennen. Wir haben es als Menschen geschafft, auf den Mond zu fliegen, aber noch immer sind wir nicht in der Lage, ein EKG eines kleinen Herzens in den entscheidenden Schwangerschaftswochen zuverlässig zu schreiben.“
Daher ließ sie die nicht-invasive Untersuchungstechnik auch in den folgenden Jahren nicht los und so entstand eine langjährige transatlantische Zusammenarbeit. „Über die US-amerikanischen Kollegen lernte ich einen Professor für Experimentalphysik an der TU München kennen. Er ist international anerkannter Experte in der technischen Planung von Installationen zur Schirmung von Magnetfeldern. Wir haben gemeinsam ein neues, kostengünstigeres System konzipiert. Es arbeitet mit einer speziellen Lichttechnologie für die Aufzeichnungen des kindlichen Herzens, die Magnetabschirmung ist geräumig“, so Wacker-Gußmann. „Denn das Wichtige ist neben der hohen Qualität der Daten doch auch, dass sich die schwangeren Patientinnen sicher und wohl fühlen.“ Zugleich bietet die Technik noch weitere Vorteile: Sie ist günstiger als die Geräte in den USA, die dort bereits für klinische Untersuchungen zugelassen sind.
PD Wacker-Gußmann führt am Deutschen Herzzentrum München eine fünfjährige Studie unter dem Titel „Wenn das Herz der Allerkleinsten aus dem Takt gerät“ durch. „Wir untersuchen schwangere Frauen, die ein Kind mit einem Herzfehler bzw. einer Herzrhythmusstörung erwarten oder ein Risiko in der Vorgeschichte haben“, erläutert Wacker-Gußmann. „Unser Ziel ist es nun, diese nicht-invasive Technologie anzuwenden. Dazu gehört nicht nur eine Vielzahl an Untersuchungen, sondern auch eine technische Optimierung des Systems zur Verbesserung der Signalqualität, sowie eine Weiterentwicklung der notwendigen Software zur Datenverarbeitung. Das Münchner Umfeld mit Physik- und Künstliche-Intelligenz-Expertise an der TU München und der Kinderkardiologie am Deutschen Herzzentrum München bietet eine einzigartige Möglichkeit, ein neues Qualitätsniveau für die fetale Magnetkardiographie zu entwickeln.“
Mit dem Projekt will PD Dr. Wacker-Gußmann zur Weiterentwicklung der Kinderherzmedizin insgesamt beitragen: „Ich wünsche mir, dass unsere Grundlagenforschung Impulse für eine zukunftsweisende Medizin leistet und den Herzkindern den bestmöglichen Start in eine gute Zukunft bietet. Meine Kollegen und ich geben tagtäglich alles, um ihnen ein unbeschwertes Leben im Kreise ihrer Familie zu schenken. Ich freue mich immer wieder darüber, mit diesem innovativen Projekt, das jetzt seinen Anfang genommen hat, etwas dazu beizutragen, dieses Ziel mit der Stiftung KinderHerz an meiner Seite zu erreichen.“