Seit Ende 2022 läuft sie, die allererste Multicenter-Studie in der deutschen Kinderherzchirurgie. Insgesamt zehn Kinderherzzentren in Deutschland und zwei in Österreich nehmen an ihr teil. Damit „wollen wir zeigen, dass die deutsche Kinderherzchirurgie als Verbund vorangehen und international relevante Forschung leisten will“, sagt André Rüffer, der gemeinsam mit einem Projektteam und einer Statistikerin aus Hamburg für das Projekt verantwortlich ist.
Das Ziel der Studie: Rüffer und seine Kollegen wollen Klarheit, ob und wie Mittel gegen die Verwachsung von Herzgewebe nach einer Operation am Kinderherzen (sog. Adhäsionsprophylaxe) helfen können. Mehrere Hersteller liefern die benötigten Produkte, jedoch ohne auf den Studienablauf Einfluss zu nehmen. Zudem ist das Projekt einfach verblindet und dreimalig kontrolliert – entspricht also höchsten wissenschaftlichen Standards.
Das muss auch so sein, denn beim Thema Verwachsungen nach OPs handeln viele Kinderherzchirurgen oft noch „nach ihrem Gefühl und nicht auf Basis von Fakten“, so Rüffer. Um diese zu schaffen, braucht es eine große Datenmenge, die im Projekt nun endlich erfasst wird. Mit Kameras werden Erst- und Folgeoperationen kleiner Patienten aufgenommen. Anschließend werden die bei den Zweitoperationen entstandenen Verwachsungen hinsichtlich der Effektivität der Mittel kategorisiert. Dafür wurde für das Projekt eine digitale Datenerfassung auf Basis eines speziell entwickelten Scores eingesetzt.
Was dabei herauskommt, ist noch offen. Aber gerade das ist für Prof. Rüffer das Wichtige an der Studie: Das Thema müsse erst einmal „neutral und gemeinsam betrachtet werden, um die Gesundheit der Kinder in den Mittelpunkt zu rücken. Und erst wenn alle mit im Boot sind, gehen auch alle gemeinsam dieses Thema an“. So wird Klarheit für künftige Operationen geschaffen – egal, ob sie bestimmte Produkte als besser markiert oder allgemein eine Grundlage für eine differenzierte Beurteilung der Frage nach der besten Adhäsionsprophylaxe schafft. In beiden Fällen helfen wir den kleinen Patienten. Und das ist immer das Allerwichtigste.