„In der Kinderherzmedizin ist eine ganzheitliche Versorgung essentiell.“ So beginnt Dr. Harms seine Erklärung eines modernen Behandlungsansatzes für herzkranke Kinder. Dazu inspiriert wurde er während eines Fellowships in London. Dort hat er eine spezielle Variante der Behandlung von Herzkindern kennengelernt, die gerade operiert wurden. Sie sind echte Kämpfer: Für den Eingriff müssen sie an eine Herz-Lungen-Maschine angeschlossen werden. Zudem bekommen sie starke Schmerz- und Sedierungsmittel verabreicht. Die Behandlung kann mit schwerwiegenden Komplikationen einhergehen: Hierzu gehören bei 40 Prozent der Kinder Verwirrtheitszustände (Delir) und bei 20 Prozent Krampfanfälle – bis hin zu Schlaganfällen.
Die Lösung klingt eigentlich einfach: „Da man bei vielen Kindern im Koma die Krampfanfälle nicht sehen kann, braucht man einen Weg, um ihre Hirnströme zu messen.“ Aber dafür gab es lange keine zur Verfügung stehenden Geräte. Mit der Unterstützung der Stiftung KinderHerz haben die Ärzte bereits mehrere aEEG-Geräte angeschafft, doch um noch mehr Kindern helfen zu können, fehlt ihnen ein weiteres. „Sie helfen dabei, Anfälle frühzeitig zu erkennen und zu behandeln“, erklärt Harms. „Mir ist ein Kind besonders in Erinnerung: Bei ihm haben wir mithilfe des Geräts einen Schlaganfall diagnostiziert, der früher unentdeckt geblieben wäre. Wegen solcher Erfolge haben wir begonnen, gezielt Daten zu sammeln. So haben wir auch neue Diagnosewerkzeuge eingesetzt, um das postoperative Delir zu diagnostizieren, verbunden mit dem Ziel, das Gehirn während und nach der Herzoperation besser zu überwachen. Dies wird unter dem Begriff Neuromonitoring zusammengefasst.“
Diese Resultate stimmen Dr. Harms optimistisch: „Ich glaube fest daran, dass sich mit diesem Gerät neue Diagnose- und Behandlungswege etablieren lassen. Mein größter Wunsch ist, dass die Kinder nicht nur am Herzen geheilt sind, sondern dass sie mit so wenig Schäden und Problemen wie möglich ins Leben starten. Das gilt auch für die Familien: Die Lebensqualität der Kinder und ihrer Eltern muss gleichermaßen gewährleistet sein.“ Um dieses große Ziel zu erreichen, hat Dr. Harms eine multidisziplinäre Arbeitsgruppe ins Leben gerufen: Gemeinsam mit zwei Assistenzärzten und einer Psychologin aus der Kinder-/Jugendpsychiatrie will er ein ganzheitliches Versorgungskonzept entwickeln, bei dem auch der Kontakt zu sozialpädiatrischen Zentren mitgedacht ist.
„Wir wollen in Zukunft mit geschultem Personal das Projekt noch größer machen und verstehen, wie sich alles, was wir auf der Intensivstation machen, auf die Entwicklung der Kinder auswirkt.“ Dabei sollen die Familienmitglieder einbezogen werden, um die Zukunftschancen zu verbessern. Harms erklärt abschließend: „Die Kinder die wir operieren, kommen in der Regel mit schlechten Leistungsmarkern in die Schule, aber wir kennen gar nicht alle Faktoren, die dafür verantwortlich sind. Das muss dringend angegangen werden – die von der Stiftung KinderHerz bereits finanzierten und die noch zusätzlich benötigten aEEG-Geräte sind dabei ein wichtiger Baustein.“