Alexander Gersts Reise begann um 21:57 Uhr. Von Baikonur, Kasachstan, aus ging es mit einem Sojus-Raumschiff Richtung Weltall. Knapp sechs Monate verbrachte er auf einer 400 Kilometer hohen Erdumlaufbahn. Am 12. August 2014 um 15.30 Uhr wurde auch das OrbitHerzchen vom Versorgungsschiff „ATV-5: Georges Lemaître“ an Bord der ISS gebracht, um ihn durchs All zu begleiten. Das kleine Kunstwerk musste für seine Beteiligung an der Weltraum-Mission bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Es besteht aus dem Hartschaum Polystyrol, ist schwer entflammbar, etwa drei Gramm leicht und knapp fünf Zentimeter groß. Aber das sind nur die physikalischen Eigenschaften. Durch seine halbjährige Reise durchs All wurde es „magisch aufgeladen“, wie Roswitha Steinkopf meint: „Das OrbitHerzchen nimmt etwas von dem Abenteuer mit zurück auf die Erde. Es ist dann nicht mehr nur ein Hartschaum-Herz, das eine Künstlerin gestaltet hat, sondern es wird eine Geschichte haben – eine ganz und gar außergewöhnliche, absolut einmalige Geschichte.“
Für die Gestaltung des Herzchens hat Roswitha Steinkopf zwei scheinbar gegensätzliche Motive gewählt: „Auf der einen Seite wollte ich ein stilles, poetisches Nachtbild, die andere sollte Helligkeit, Dynamik und Bewegung ausdrücken“, erklärt die gebürtige Kielerin. „Das Herz vereint somit das hoffnungsvolle Träumen von einer baldigen Genesung mit der kraftvollen Lebensfreude, die durch die Erfolge der Kinderherz-Medizin wieder möglich wird.“
Mit der ungewöhnlichen Aktion „OrbitHerzchen“ machte die Stiftung KinderHerz – in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt DLR – auf beachtliche Schnittmengen zwischen Weltraumtechnik und Kinderherz-Medizin aufmerksam. Zahlreiche Innovationen, die ursprünglich „nur“ die Reise ins All ermöglichen sollten, retten auf der Erde Menschenleben: Titanschrauben werden für Herzschrittmacher benötigt; „Babyanzüge“ helfen, den plötzlichen Herztod zu verhindern; nicht zuletzt bewirken winzige Schirmchen aus NiTinol-Legierungen, dass Löcher in Kinderherzen minimalinvasiv verschlossen werden.
NiTinol, eine Mischung aus Nickel und Titan, besitzt ein eigenes Formgedächtnis. Die NASA verwendete es erstmals, um daraus Satelliten-Bauteile zu formen. Sie werden kompakt gefaltet und in den Weltraum geschickt, wo sie sich selbständig entfalten und schließlich ihren ursprünglichen Zustand wieder einnehmen. Dieses Prinzip wenden Herzmediziner auch im ungleich kleineren Maßstab an: Früher mussten bei Löchern zwischen den Herzscheidewänden riskante Operationen am offenen Herzen durchgeführt werden. Nun führt man winzige NiTinol-Schirmchen per Katheter zum Herzen, um das Loch präzise zu verschließen – behutsam und sicher.
Sicher und wohlbehalten zurückgekehrt ist auch Alexander Gerst. Gemeinsam mit seinen Kollegen Surajew und Wiseman setzte „Astro-Alex“ am 10. November 2014 um 4:58 Uhr - nach fast sechs erfolgreichen Monaten - wieder auf der Erde auf.