Die vernetzte Notfallmedizin rettet Lukas das Leben

Im Notfall zählt jede Sekunde – und das Wissen von Experten. Als bei dem einjährigen Lukas aus einem vermeintlich einfachen grippalen Infekt plötzlich ein verzweifelter Kampf um sein Herz wurde, ermöglichte die interdisziplinäre Vernetzung der behandelnden Ärzte vor Ort mit den spezialisierten Kollegen im Kinderherzzentrum Tübingen die lebensrettende Behandlung, die er so dringend benötigte.

Angefangen hat alles im vergangenen Winter: Lukas hat einen heftigen Schnupfen, so wie seine beiden älteren Geschwister und viele andere Kinder in dieser Jahreszeit. Nur will der einfach nicht besser werden – das Nesthäkchen der Familie Mazal wird zusehends schlapper und hat immer öfter Probleme beim Atmen. „Ich bin dann mit ihm zum Kinderarzt gegangen und dort hieß es, das sei ein grippaler Infekt, aber die Belüftung der Lunge in Ordnung.“

Doch nicht nur ein Schnupfen

Doch noch in der gleichen Nacht wird seine Atmung immer schwerer, er bekommt kaum noch Luft. „Das hat uns echt Angst gemacht und wir sind umgehend mit unserem Sohn in die nächstgelegene Notaufnahme nach Aalen gefahren“, erinnert sich Antje Mazal.

Der diensthabende Arzt vor Ort kannte die Familie, da die Eltern mit Lukas vor einiger Zeit bereits wegen einer Mittelohrentzündung da waren. Er äußerte den Verdacht, dass aus diesem ursprünglichen Infekt heraus eine Lungenentzündung entstanden sein kann. „Zum Glück ist er hellhörig geworden und hat Lukas zur Beobachtung und für weitere Untersuchungen gleich in der Klinik behalten.“ Denn dabei stellt sich heraus, dass er sich mit Influenza A angesteckt hat – eine ernsthafte, mitunter auch lebensbedrohliche Krankheit, die durch Grippeviren ausgelöst wird.

Plötzlich kann Lukas nicht mehr atmen

Umgehend wird der kleine Kerl auf die Intensivstation verlegt und bekommt zur Unterstützung der Atmung eine spezielle High-Flow-Therapie. Aber die zeigt keine positiven Ergebnisse – hilflos müssen die Eltern mit ansehen, wie sich Lukas´ Zustand weiter verschlechtert. „Er war total unruhig, hat geschrien und sich den Nasenschlauch immer wieder herausgerissen.“ Mit Hochdruck versuchen die Ärzte herauszufinden, wie sie dem Einjährigen, der kaum noch Luft bekommt, helfen können. Sie erkennen, dass sich zwischen Brustkorb und Lunge Flüssigkeit angesammelt hat – ein sogenannter Pleuraerguss.

Und dann geht alles auf einmal ganz schnell: Lukas´ kleine Lunge muss sofort punktiert werden, um ihm das Atmen wieder zu erleichtern. Anschließend wird er intubiert, damit sich seine Lunge von dem Eingriff erholen kann. Doch das tut sie nicht: Beatmungstests zeigen, dass immer noch nicht genug Sauerstoff in die Lunge kommt. „Der Moment, in dem uns die Ärzte in Aalen sagten, dass sie hier an ihre Grenzen stoßen und nicht weiterkommen, war für uns absolut niederschmetternd“, sagt Antje Mazal unter Tränen. „Trotzdem habe ich nie den Gedanken zugelassen, dass er es nicht schaffen könnte – die Angst war immer da, aber die Hoffnung war größer.“

Lukas in der Klinik

Lukas´ Geschwister bangen um sein Leben

Hand in Hand in die Zukunft

Interdisziplinäre Vernetzung rettet Lukas das Leben

Und zu ihrem großen Glück schließen sich die behandelnden Ärzte in Aalen mit den spezialisierten Kollegen der Uniklinik Tübingen kurz und entscheiden nach interdisziplinärer Beratung, Lukas an die dortigen Experten zu überweisen: Um keine wertvolle Zeit mehr zu verlieren, wird er sofort mit dem Notfallhubschrauber nach Tübingen geflogen. Dort muss das Team um Prof. Dr. Michael Hofbeck einen drastischen Schritt gehen, um das Leben von Lukas zu retten: Weil sie durch die Beatmung keine nennenswerten Fortschritte erzielen können, schließen sie ihn an die ECMO an. Dabei wird das Blut aus dem Körper herausgeleitet, mit Sauerstoff angereichert und wieder zurück in den Kreislauf gepumpt – mehrere Wochen ist der kleine Körper von Lukas diesen Strapazen ausgesetzt. „Es war schrecklich für uns, ihn so zu sehen. Vor allem, weil uns niemand sagen konnte, warum er überhaupt einen so schweren Verlauf des Infektes hatte.“ Nach der ECMO muss Lukas noch eine weitere Woche unter Beatmung auf der Intensivstation bleiben, bis er wieder auf die normale Kinderstation darf.

Lukas’ kleines Herz in Lebensgefahr

„Wir dachten eigentlich, jetzt hat er es geschafft und wir können ihn bald mit nach Hause nehmen. Aber das Schicksal meinte es nicht gut mit uns: Lukas war wieder sehr unruhig, schrie viel, sein Puls raste und er wollte nicht trinken – das war wie ein Déjà-vu.“ Als er auch noch hohes Fieber bekommt, wird ein Ultraschall vom Herzen gemacht. Dabei wird ein Perikarderguss festgestellt, was bedeutet, dass sich Flüssigkeit zwischen der Herzhaut und dem Herzbeutel angesammelt hat. Dadurch wird die Funktion von Lukas´ kleinem Herzen auf lebensgefährliche Art behindert.

Umgehend muss er zurück auf die Intensivstation und es wird eine Drainage gelegt, damit das Wasser ablaufen kann. „Als man uns sagte, dass etwas mit seinem Herzen nicht in Ordnung ist, hat uns das komplett den Boden unter den Füßen weggezogen: Wir haben Lukas wegen eines grippalen Infektes in die Klinik gebracht, der sich dann als schwere Influenza mit Lungenentzündung entpuppte und nun ist auf einmal auch sein Herz betroffen – das war eine Entwicklungskurve, die wir uns so niemals hätten vorstellen können.“ Doch dann tritt endlich das langersehnte Wunder ein: Die Behandlung schlägt ohne weitere Komplikationen an. Mit jedem neuen Tag erholt sich Lukas ein bisschen mehr von den vielen Eingriffen, die sein kleiner Körper ertragen musste und nach sieben langen Wochen voller Bangen und Hoffen können die glücklichen Eltern ihren jüngsten Sohn mit nach Hause nehmen.

Lukas: Kleine Frohnatur mit einem Kämpferherzen

Heute ist Lukas fast wieder der Alte, ein fröhliches und ausgeglichenes Kind, das seine Eltern und seine beiden Geschwister Marie und Felix jeden Morgen mit einem Lachen begrüßt. „Er hat unglaublich schnell das aufgeholt, was er im Krankenhaus verloren hat: Sitzen, krabbeln – all das musste er erst wieder neu lernen, weil seine Muskeln in der langen Zeit abgebaut haben.“ Und auch sein Herz wird jeden Tag kräftiger – der Erguss hat sich komplett zurückgebildet und Lukas muss nur zur Unterstützung ein Medikament nehmen, dass seinen zu hohen Puls senkt. „Wir wissen noch nicht, ob sein Herz wirklich alles unbeschadet überstanden hat oder vielleicht doch Schäden zurückgeblieben sind.

Bislang sieht alles prima aus – doch um sicher zu gehen, fahren wir mit Lukas regelmäßig zu den Kontrolluntersuchungen nach Tübingen. Aber auch wenn wir keine konkrete Prognose für die Zukunft haben, sind wir einfach nur dankbar, dass sich hier und heute alles zum Guten gewendet hat. Und unser Lukas ist eine echte Kämpfernatur, der hat schon so viel überstanden und das gibt uns allen die Kraft, positiv nach vorne zu schauen: Egal, was da noch kommen mag, gemeinsam schaffen wir auch das!“

Im Notfall optimal vernetzt

Die dramatische Geschichte von Lukas zeigt eindrücklich, wie unglaublich wichtig gerade im Notfall die interdisziplinäre Zusammenarbeit der erstbehandelnden Kinderkliniken mit überregionalen pädiatrischen Fachzentren ist. Damit die hochspezialisierte Expertise der modernen Kinderherzmedizin in der lebensrettenden Behandlung der kleinen Patienten jederzeit zum Einsatz kommen kann und die Versorgungsqualität flächendeckend gesichert wird, fördert die Stiftung KinderHerz ein entsprechendes Forschungsprojekt zur telemedizinischen Vernetzung am Universitätsklinkum Tübingen.

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