Neue Herzklappe durch die Leiste
Der siebenjährige Rocco braucht bereits die dritte künstliche Herzklappe und soll deshalb erneut operiert werden. Doch dieser große und belastende Eingriff war nicht mehr nötig. Kinderherz-Experten des Deutschen Herzzentrums München gelang es, Rocco das Implantat mit einem Katheter über die Leistenvene einzusetzen. Nur drei Tage später ist Rocco wieder fit. „Am meisten freue ich mich darüber, dass mein Sohn auf dem Spielplatz toben, zur Schule gehen und genau so normal leben kann, wie andere Kinder auch“, sagt Mutter Carmela.
Eine Operation am offenen Herzen unter Einsatz der Herz-Lungen-Maschine ist belastend
Rocco kommt mit einem schweren Herzfehler zur Welt. Die Herzklappe zur Lungenschlagader ist undicht und gleichzeitig zu eng. Er ist schwach, trinkt wenig und nimmt kaum an Gewicht zu. Im Alter von nur vier Monaten muss er bereits am offenen Herzen operiert werden und bekommt eine künstliche Herzklappe eingesetzt. Doch die funktioniert nicht lange. Nur ein Jahr später erfolgt deshalb schon die zweite große OP. Die neue Herzklappe hält fünf Jahre. Dann lässt Roccos Leistungsfähigkeit erneut deutlich nach. Wieder soll der Junge an die Herz-Lungen-Maschine angeschlossen werden.
Der Kathetereingriff hinterlässt keine Wunden
Doch den Spezialisten des Deutschen Herzzentrums München gelingt es, Rocco die dritte künstliche Herzklappe über einen Katheter einzusetzen. „Künstliche Herzklappen haben bei Kindern den großen Nachteil, dass sie nicht mitwachsen. Außerdem können sie schon nach einigen Jahren verkalken“, erklärt Klinikchef Prof. Peter Ewert. „Deshalb müssen sie im Laufe der Jahre oft mehrmals ersetzt werden. Sechs bis acht derartige Operationen können da pro Patient nötig werden. Dabei bedeutet jeder weitere Eingriff am offenen Herz eine große Belastung für die Betroffenen. Nach jeder OP bildet sich immer mehr Narbengewebe, was den nächsten Eingriff noch schwieriger und komplizierter macht. Insofern ist die Kathetertechnik eine große Erleichterung.“
Bei Rocco dauert der Katheter-Eingriff nur zwei Stunden. „Drei Tage später war Rocco schon wieder so kräftig und fit, dass er auf dem Gang mit den Schwestern Fußball spielen konnte“, lacht Mutter Carmela. Der Kathetereingriff hinterlässt keine Wunde. „Im Gegensatz zu der großen OP war das zumindest für uns wie ein Spaziergang“, so die Eltern. „Das war ganz harmlos“, sagt Rocco, „Vorher konnte ich nicht mehr Fußball spielen, dafür hatte ich keine Kraft mehr. Aber jetzt geht´s wieder. Beim TSV Sauerlach stehe ich im Tor.“
Roccos künstliche Herzklappe funktioniert perfekt
Bei Kindern erfordert das Einsetzen einer künstlichen Herzklappe über einen Katheter ein Höchstmaß an ärztlichem Können. „Für den Eingriff punktieren wir die Beinvene in der Leistengegend“, erklärt Oberarzt Prof. Andreas Eicken. „Durch diesen Zugang schieben wir unter ständiger Röntgen- und Ultraschallkontrolle den Kunststoffschlauch durch das Venensystem bis in die rechte Herzkammer vor. Bei Kindern ist das allerdings sehr schwierig, da die kleinen Blutgefäße bei ihnen noch sehr eng sind.“ Der Katheter mit der zunächst noch zusammengefalteten Herzklappe ist etwa so dick wie ein Kugelschreiber.
Roccos künstliche Herzklappe funktioniert perfekt, sagen seine Ärzte. Im optimalen Fall wird der nächste Eingriff erst nach mehr als 10 Jahren nötig. Bis dahin wird er ein nahezu völlig normales Leben führen können. Die Kinderherzmedizin werde sich währenddessen nochmals deutlich weiterentwickelt haben, glauben die Experten, so dass der Eingriff wesentlich einfacher und risikoloser möglich sein werde als heute.