Benni – Kleiner Kämpfer mit großem Lebenswillen

Als Benni geboren wird, scheint alles in Ordnung. Niemand ahnt, dass er einen schweren Herzfehler hat. Doch dann verfärbt sich seine Haut plötzlich blau und alles muss ganz schnell gehen. Durch das schnelle Handeln und die Expertise der Notfallmediziner kann Benni in letzter Sekunde gerettet werden. Heute ist er ein fröhlicher Junge, dem man den schweren Start ins Leben kaum noch anmerkt.

„Und plötzlich ist dein neugeborenes Kind ganz blau“: Benjamins Mutter Irina muss immer noch mit den Tränen kämpfen, wenn sie an den schrecklichen Moment nach der Geburt ihres jüngsten Sohnes zurückdenkt, der die Lawine an dramatischen Ereignissen auslöst, die sie und ihren Mann Matthias vollkommen unvorbereitet überrollt.  

Eine schwierige Schwangerschaft

Die Freude bei Irina und ihrem Mann Matthias ist groß, als sich ihr Nesthäkchen Benjamin ankündigt. „Wir haben schon zwei gesunde Kinder und dachten, wir wissen, was uns erwartet.“ Doch schon die Schwangerschaft verläuft nicht reibungslos und verlangt der werdenden Mutter einiges ab: Gleich zu Beginn kämpft sie mit einer Covid-Infektion und zu allem Überfluss wird in der 24. Woche auch noch Schwangerschaftsdiabetes bei ihr entdeckt: „Die Diagnose war nicht schön, aber mit Insulinspritzen und mit viel Verzicht haben sich die Symptome, die mich jeden Tag belastet haben, dann endlich gebessert.“ Auch mit dem Thema Herzerkrankung beschäftigen sich die Eltern: „Weil ich schon über 35 war und es eine familiäre Vorbelastung gibt, wollten wir kein Risiko eingehen und haben eine fetale Feindiagnostik durchführen lassen. Aber alle Untersuchungen ergaben keine Auffälligkeiten. Das hat uns enorm beruhigt und wir konnten die Zeit bis zur Entbindung ein wenig entspannter angehen.“  

Dramatische Komplikationen nach der Geburt

Im August 2022 ist es dann so weit: „Da ich als Diabetes-Patientin die Schwangerschwaft nicht übertragen durfte, wurde die Geburt wie geplant in der Ostalbklinik in Aalen eingeleitet. Ich dachte, jetzt geht es ganz schnell und ich kann unser drittes Kind begrüßen.“ Aber das will sich einfach nicht auf den Weg machen – fünf Tage zieht sich die kräftezehrende Einleitung hin, bis endlich die Wehen einsetzen und Benni das Licht der Welt erblickt. „Es war eine wunderschöne Geburt, fast wie eine Wiedergutmachung für den ganzen Stress im Vorfeld. Mein Mann war die ganze Zeit bei mir und wir konnten lange im Kreißsaal bleiben, um gemeinsam die erste Zeit mit Benni zu genießen.“

Alles scheint perfekt, die Erstuntersuchungen zeigen, dass es Benni gut geht: Alle Werte sind in Ordnung, er ist nicht unterzuckert. Nichts deutet darauf hin, dass etwas nicht stimmt. Doch die große Freude währt nur kurz. In der Nacht bemerken die Eltern, dass Bennis Hautfarbe langsam blau wird. „Wir haben sofort nach der Schwester geklingelt, die uns sagte, das sei nicht dramatisch und die Verfärbung mit einer Stauchung während der Geburt begründete. Aber wir hatten kein gutes Gefühl, zumal er immer blauer wurde und nur noch geschrien hat. Immer wieder habe ich den Finger unter seine Nase gelegt, um zu testen, ob da überhaupt noch Atmung zu spüren ist.“

Zum Glück lassen die besorgten Eltern nicht locker und drängen mit Nachdruck darauf, dass Bennis Sauerstoffversorgung am nächsten Vormittag endlich überprüft wird. Und dann überschlagen sich die Ereignisse ganz plötzlich: „Wir dachten, wir sind im falschen Film: Das Gerät zeigte eine Sättigung von 50 Prozent an. Die Schwester konnte es nicht glauben und holte ein zweites Gerät, das dasselbe Ergebnis anzeigte. Sofort schnappte sie sich Benni und ist mit ihm aus dem Zimmer gerannt. Wir sind total perplex zurückgeblieben und haben gar nicht begriffen, was los ist. Heute wissen wir, dass Bennis Zustand schon sehr kritisch war.“ 

Vertauschte Arterien und ein Loch im Herzen

Im Schockraum versucht das Team fieberhaft, Benni zu beatmen und wieder zu stabilisieren. Weil das nicht funktioniert, bekommt er in Rücksprache mit den Kinderkardiologen aus dem Stauferklinikum in Mutlangen vorsorglich ein spezielles Medikament, das den Ductus arteriosus – eine Verbindung zwischen Körper- und Lungenschlagader, die sich üblicherweise kurz nach der Geburt verschließt – offenhält. Das rettet sein Leben. „Als uns der behandelnde Arzt erklärte, dass der Verdacht auf einen Herzfehler besteht und Benni umgehend für weitere Untersuchung verlegt werden muss, dachten wir noch, das kann doch nur ein Irrtum sein. Denn wir waren ja extra beim Spezialisten, der in der pränatalen Feindiagnostik keine Anomalitäten festgestellt hat.“

Voller Ungewissheit verabschieden sie sich von ihrem kleinen Sohn, als der Rettungswagen kommt, um Benni nach Mutlangen zu bringen. „Nicht sicher zu sein, ob man sein Kind lebend wiedersehen wird, ist wirklich das Schlimmste, was man sich vorstellen kann.“ Im Stauferklinikum werden die schlimmen Befürchtungen furchtbare Realität: Im Echoschall stellt sich heraus, dass Bennis große Herzarterien falsch angelegt sind – eine lebensbedrohliche Herzfehlbildung, bei der das sauerstoffreiche Blut nicht in den Körper gelangen kann. „Bennis großes Glück war es, dass er auch ein Loch in der Herzscheidewand hat. Denn das hat dafür gesorgt, dass das sauerstoffreiche Blut zwischen den Herzkammern sozusagen hin und her schwappen konnte – und so zumindest eine minimale Sauerstoffversorgung erhalten blieb. So tragisch es ist, dieser zweite Herzfehler hat sein Überleben in den ersten Stunden nach der Geburt gesichert.“

Da dieser schwere Herzfehler in Mutlangen nicht operiert werden kann, wird Benni noch am gleichen Tag in das Kinderherzzentrum Stuttgart verlegt. Dort geht es erst mal darum, Benni zu stabilisieren und zu stärken: Zehn Tage wird er mit Prostaglandin behandelt, um den Ductus arteriosus weiterhin offen zu halten und seinen Körper mit dem nötigen Sauerstoff zu versorgen. „Das hat Benni wertvolle Zeit verschafft, um noch zuzunehmen – jedes Gramm war wichtig für die lebensrettende Operation.“ Allerdings hat das Medikament, das ihn am Leben hält, auch starke Nebenwirkungen. „Jede Berührung tat ihm weh, wir konnten ihn kaum streicheln, weil selbst das zu schmerzhaft für ihn war. Daher war er die meiste Zeit sediert, um es für ihn so erträglich wie möglich zu machen.“  

Nach der OP steht Bennis Leben auf Messers Schneide.

Zwischen Hoffen und Bangen: Benni kämpft um sein Leben.

Bennis Lebenswille siegt: Es geht ihm zusehends besser.

Endlich übern Berg: Benni überrascht alle mit seiner Genesung.

Dunkle Stunden für die Familie

Und dann ist er da, der Tag der OP. „Die Nacht davor war unglaublich intensiv. Wir haben jede Sekunde mit Benni voll ausgekostet und die Vorstellung, was da auf ihn wartet, komplett ausgeblendet. Doch als er von der OP-Schwester abgeholt wurde und wir uns von ihm verabschieden mussten, war sie wieder da, diese Riesenangst. Trotzdem haben wir versucht, zuversichtlich zu bleiben.“ Während der OP tigert Bennis Mama unruhig und allein durch die Klinik: „Mein Mann und ich sind ganz unterschiedlich mit der Situation umgegangen. Ich habe das Warten nicht ausgehalten und musste mich ständig bewegen, um nicht verrückt zu werden.“ Die Zeit vergeht quälend langsam.

Die OP war auf vier bis fünf Stunden terminiert. Doch aus fünf Stunden werden sechs, aus sechs werden sieben, dann acht. Immer wieder fragen die Eltern nach Neuigkeiten aus dem OP, verlieren langsam die Hoffnung, Verzweiflung macht sich breit. Nach neun Stunden dann endlich die Erlösung: Benni hat die schwere und komplizierte Operation überstanden, in der die Körper- und die Lungenschlagader geswitcht werden, sodass sie anatomisch richtig sitzen und die Blutkreisläufe wieder richtig funktionieren. Aber er ist in einem sehr kritischen Zustand. Für die Eltern bricht die Welt zusammen, als sie ihren kleinen Sohn zum ersten Mal auf der Intensivstation sehen: „Wir haben unser Kind nicht wiedererkannt, waren komplett überfordert vom Anblick seines zarten Körpers, der nur durch Technik, Kabel und Schläuche am Leben gehalten wurde. Noch nie habe ich mich so ohnmächtig und hilflos gefühlt, wie in dem schrecklichen Moment, an dem die Ärzte ihre Karten offen auf den Tisch gelegt haben und uns sagen mussten, dass alle medizinischen Möglichkeiten ausgeschöpft seien – jetzt liege es an ihm, ob er die Nacht überlebe. Ich wollte nur noch schreien und weinen.“ 

Ohne Joker zurück ins Leben gekämpft

Tagelang kämpfen die Ärzte und das Intensivteam mit aller Kraft um Bennis Leben. Rund um die Uhr wird er überwacht, jeder Joker gezogen, den die moderne Herzmedizin noch zu bieten hat. „Das ständige Auf und Ab war kaum auszuhalten für uns.“ Aber das Schicksal hat noch ein Ass im Ärmel, mit dem keiner gerechnet hat: den Lebenswillen von Benni. Er kämpft. Und wendet das Blatt. Zwei Wochen lässt er alle noch zittern, dann wagen die Ärzte eine vorsichtige positive Prognose. „Er war zwar noch nicht über den Berg, aber mit jedem Tag wurde er zusehends stärker. Dass sich sein Körper und sein kleines Herz so schnell von den Strapazen erholen, hatte wirklich niemand erwartet: Nach ein paar Wochen konnte er sogar schon auf die normale Station verlegt werden. Und zwei Monate nach seiner Geburt durften wir ihn dann endlich auch mit nach Hause nehmen. Dieser tapfere kleine Kerl hat uns alle eines gelehrt: Nämlich, dass man auch ohne Joker die Million gewinnen kann.“ 

Ein gesunder Junge, der gerne mit Schwester Janina unterwegs ist.

Immer in Bewegung: Benni nimmt Fahrt auf mit Bruder Bastian.

Mit seinem strahlenden Lächeln wickelt Benni alle um den Finger.

Total verschmust: Benni genießt die Kuscheleinheiten mit Mama Irina.

Mit Mut und Hoffnung in die Zukunft

Anderthalb Jahre später ist Benni kaum wiederzuerkennen: Ein echter Strahlemann, der immer gut gelaunt ist und mit seinem Charme jeden um den Finger wickelt. Der immer in Bewegung ist, es liebt Autos zu beobachten und an keiner Baustelle vorbeigehen kann, ohne die schweren Bagger zu bewundern. Zwar benötigt er zu Beginn noch spezielle Medikamente und viel Physiotherapie. Heute muss er nur noch regelmäßig untersucht werden, aber das ist auch der einzige Unterschied zu seinen Altersgenossen: Trotz der denkbar schwierigen Startbedingungen hat er sich zu einem gesunden Jungen entwickelt, der gerne mit seinen Freunden und den älteren Geschwistern tobt. „Die beiden waren anfangs schon vorsichtig mit ihm, aber schnell haben sie alle Berührungsängste verloren und packen ihren kleinen Bruder schon lange nicht mehr in Watte. Und auch meinen Mann und mich haben die dramatischen Ereignisse, die uns wie eine Lawine überrollt haben, verändert: Vieles relativiert sich, wenn man so etwas erlebt und überstanden hat. Wir haben heute andere Prioritäten, gesehen gelassener an viele Dinge heran und sind dankbar für jeden gemeinsamen Moment.“

Sicherheit für die HerzKinder

Bennis Geschichte zeigt eindrücklich, dass Fehler und mangelnde Routine gerade in der Notfallmedizin lebensgefährliche Folgen haben können. Meist entstehen diese nicht durch mangelndes Fachwissen der medizinischen Fachkräfte, sondern aufgrund fehlender praktischer Erfahrung im Umgang mit kritischen Situationen. Um dieser Herausforderung entgegenzuwirken, fördern wir im Ostalbkreis ein umfangreiches simulationsbasiertes Notfalltraining. Dieses Training ist speziell darauf ausgelegt, Anwendungsfehler zu minimieren und so das Leben von Patienten, insbesondere von Kindern, zu retten. Das praxisorientierte Training von Notfallsituationen wie medizinischen Komplikationen bis hin zu komplexen Rettungseinsätzen fördert nicht nur die technische Kompetenz und die Reaktionsfähigkeiten, sondern auch die Teamarbeit und Kommunikation, die in akuten Notfallsituationen von entscheidender Bedeutung sind.  

Ein weiterer wichtiger Aspekt unseres Förderprojektes ist die Vernetzung der verschiedenen Akteure des Ostalbkreises, um die Notfallversorgung nachhaltig zu optimieren: Durch kontinuierliche Weiterbildung und regelmäßige gemeinsame Trainings stärken wir die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Rettungsdiensten, Krankenhäusern und Notärzten. Diese enge Vernetzung sorgt dafür, dass im Ernstfall alle Beteiligten reibungslos zusammenarbeiten können und die bestmögliche Versorgung der kleinen Patienten gewährleistet ist. 

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